Liebe deinen Körper

Mal Hand aufs Herz.

Wieviele von uns halten sich,

und damit meinen wir unseren Körper,

für unvollkommen?

Für zu dick! Zu dünn!

Zu alt! Zu häßlich!

Zu gebrechlich! Zu krank!

Doch haben wir bei derlei Gedanken

nicht etwas Entscheidendes vergessen?

Richtig.

Unsere Seele hat sich genau diesen Körper,

in dem wir unser irdisches Leben verbringen,

selbst ausgesucht. Um ganz bestimmte Erfahrungen zu machen. 

Ich selbst bin das beste Beispiel.

Nachdem ich mir im Februar 2010 den

linken Unterschenkel mehrfach gebrochen hatte,

folgte ein Arzt dem anderen.

Es ging über Monate so und

ich konnte mir bald die Anzahl von

Orthopäden und Chirurgen nicht mehr merken.

Frust staute sich in mir auf.

Und Wut.

Wut auf meinen unvollkommenen Körper.

Dieser ganze Streß mit diesen vielen Ärzten,

die mir nicht glauben wollten,

daß meine Knochen nicht intakt waren...

Ich gab meinem Körper die Schuld.

Warum war es nicht einfach so,

wie es die Ärzte mir Glauben machen wollten?

Wieso sagte mein Körper mir die ganze Zeit über,

daß da einiges nicht in Ordnung war?

Nein. Nicht, weil er mich schikanieren,

sondern weil er mir helfen wollte. 

Ich war gerade einmal 39 Jahre alt,

als ich das erste Mal operiert wurde.

Zwar hatte ich nur wenige Tage nach

der OP meine ersten Begegnungen

mit meinen drei Schutzengeln,

aber als es auch Monate später noch

immer nicht ohne Untergeharmstützen ging,

stieg der Frust trotzdem weiter an.

Die Arztodyssee ging unvermindert weiter.

Die Engel hatten wahrhaftig eine Menge Arbeit mit mir.

Ich kann sie ja sehen, hören, fühlen und riechen.

Und ich spreche täglich mit ihnen.

So Anfang 2011 fragte ich sie immer wieder,

wann dieser Alptraum für mich

endlich ein Ende haben würde.

Doch interessanterweise änderte sich mein Leben

auch in einer ganz anderen Beziehung.

Ich entdeckte, daß mein Körper mir die ganze

Zeit über bereits Signale und Botschaften geschickt hatte,

die mich immer wieder rechtzeitig warnten,

wenn ich mal wieder an den falschen Arzt geraten war.

Und ich begann meine Lebenseinstellung,

meine Zeitplanung meinem nun

verlangsamten Gehtempo anzupassen.

Ich wurde ruhiger.

Der Hitzkopf, der ich einst zu 100% gewesen war,

kommt nur noch äußerst selten durch.

Und wenn, kann er sich nicht lange halten.

Ich habe bis zum jetzigen Zeitpunkt

insgesamt vier Operationen hinter mich gebracht.

Die fünfte folgt im nächsten Monat.

Und es wird die Riskanteste von allen sein.

Wenn auch nur das Geringste schiefläuft,

wird der Nerv zum Sprunggelenk beschädigt

und damit mein linker Fuß gelähmt bleiben.

Die Prognose meines Arztes ist nicht

gerade himmelhochjauchzend.

Meine Intuition sagt mir aber, daß es die

richtige Entscheidung ist, den Eingriff zu wagen.

Was ich mit all diesen vielen Worten sagen will,

ist, daß ich meinen Körper mittlerweile

so liebe, wie er nunmal ist.

Die Verletzung und die daraus resultierende

Behinderung haben mein Bewußtsein für meinen Körper geweckt.

Und dieses Bewußtsein wächst, könnte man

fast sagen, von Tag zu Tag.

Ich segne meinen Körper und

bin ihm äußerst dankbar für all das,

was er für mich leistet.

Es mag vielleicht eigenartig klingen.

Aber ich bin heute ein zufriedenerer

Mensch als noch zu meinen gesunden Zeiten,

in denen ich noch uneingeschränkt mobil war.

Ich bin dankbar für jeden schönen Augenblick.

Wie auch immer dieser sich mir zeigt.

Ich habe mich nicht mit meinem Schicksal abgefunden,

wie man so schön sagt. Nein.

Ich habe vielmehr akzeptiert,

daß meine Seele genau diese Erfahrung machen wollte.

Und ich kann bereits zum jetzigen Zeitpunkt sagen,

daß mich diese Erfahrung schon sehr weit gebracht hat

und mit Sicherheit noch weiterbringen wird.

Ionel, 26. August 2012

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